Streetwork, die Aufsuchendearbeit

Unser Streetwork-Team geht regelmäßig ins Rotlichtmilieu. In den Bordellen bieten wir den Frauen Deutschkurse an und bauen freundschaftliche Beziehungen zu ihnen auf. Wir informieren über die gesetzliche Lage der Prostitution in Deutschland und vermitteln kostenlose, ärztliche Behandlungen. Wir zeigen ihnen Wege zum Ausstieg aus der Prostitution auf und sichern Unterstützung zu.

Wo wir unterwegs sind

Wir besuchen die Frauen dort wo sie sind: in offiziellen Bordellen, auf der Straße und in kleinen Wohnungsbordellen im Raum Süd-Deutschland. Unser Ziel ist es, ihnen zu zeigen, dass sie wertvolle Menschen sind und ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben haben.

Prostitution in Stuttgart

Mit mehreren Streetwork-Teams besuchen wir wöchentlich Frauen, die als Prostituierte im Kreis Stuttgart arbeiten.

Prostitution in der Ostalb-Region

Seit 2019 haben wir ein aktives Esther-Team in der Ostalb-Region. Unsere Mitarbeiterinnen treffen sich regelmäßig zum Gebet und besuchen ein Bordell.

Prostitution im Rems-Murr-Kreis

Im Rems-Murr-Kreis hat ein Streetwork-Team, mit aufsuchender Arbeit begonnen. Wir freuen uns sehr über die offenen Türen.

Wenn du aus einer der Regionen kommst und Teil des Teams werden möchtest, eine Gebetsgruppe oder eine Initiative gegen Menschenhandel starten willst – dann melde dich gerne bei uns!

Warum wir ins Rotlichtmilieu gehen

Man könnte denken, dass die Frauen sich freiwillig prostituieren oder gar Spaß an ihrer Arbeit haben, denn jede Frau begegnet uns mit einem Lächeln. Und auf die Frage „Wie geht’s“ – folgt stets ein „Gut“. Aber wenn man sich mit ihnen unterhält und sich Zeit nimmt, dann gewähren sie manchmal einen Einblick, wie es ihnen wirklich geht.

Wir treffen in den Bordellen auf wundervolle Frauen, von denen sich viele ihrem Schicksal ergeben haben. Sie träumen von einem Leben in ihrer Heimat, mit einem Zuhause und Kindern.

Wir wollen Licht ins Dunkle bringen. Wir gehen nicht ins Rotlichtmilieu zum Missionieren, wir gehen hin, weil uns Jesus schickt. Er möchte für diese Frauen „Licht“ sein. Dort wo wir hingehen ist es dunkel – dunkel, weil das Licht gedämmt ist, aber vor allem dunkel, weil sich das Leben für die Frauen so anfühlt. Und dunkel, weil sich Zuhälter und Freier so wohler fühlen.

Das klingt übertrieben? Dann sieh selbst hin!

Wir sehen verschreckte Frauen, blaue Flecken und Schlimmeres. Drogen, die helfen sollen alles besser zu ertragen oder die Frauen widerstandslos bzw. gefügig zu machen. Wir sehen und hören von Gewalt, von Schlägen und Messerangriffen. Wer macht das freiwillig mit? Wir haben Zwangsprostitution und keine selbstbestimmte Sexarbeit in unseren Bordellen. Und das gilt für die Mehrheit!

Darum plädieren wir für eine gesetzliche Änderung, um die Mehrheit zu schützen!

Lebenswelt der Frauen, mit denen wir es zu tun haben

Die Frauen des Stuttgarter Prostitutionsgewerbes sind größtenteils aus Osteuropa und Betroffene von Armuts- und Zwangsprostitution. Sie kommen aus den ärmsten Regionen oder aus den Elendsvierteln der Großstädte ihres Landes.

Die Frauen mit denen wir in Kontakt stehen, verfügen meist nicht über eine separate Wohnung zur „Arbeitsstätte“. Sie haben keinen festen Wohnsitz und sind nicht krankenversichert. Den Großteil ihres Einkommens schicken sie an ihre Familie oder müssen es ihrem Zuhälter abgeben.

Osteuropäische Armutsprostituierte aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn

Ein Teil der Osteuropäerinnen entstammen der dortigen Unterschicht und haben in ihren Herkunftsländern keine realistische Chance auf einen dauerhaften Arbeitsplatz, mit dem sie sich und ihre Familie ernähren können. Ihnen fehlt die Perspektive, irgendwann der Armut entkommen zu können. Diese Frauen haben zumeist die Schule besucht und oft auch schon einige Zeit im Heimatland gearbeitet.

Ein anderer Teil der osteuropäischen Armutsprostituierten gehört nicht nur zur Unterschicht ihres Landes, sondern gleichzeitig zur Gruppe der Roma, bzw. der türkischen Minderheit in Bulgarien oder anderen ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen. Diese Frauen haben, wenn überhaupt, oft nur wenige Jahre die Schule besucht und können deshalb mitunter weder lesen noch schreiben. Auffallend viele der roma-stämmigen Mädchen sind das Eigentum ihrer Familie bis sie mit ca. 14 Jahren das heiratsfähige Alter erreichen. Dann werden sie von der Familie ihres zukünftigen Ehemanns der Herkunftsfamilie abgekauft und gehen in dessen Besitz über. Ohne eigene Rechte sind die Frauen den Männern ihrer Familie vollständig ausgeliefert. Mit dieser Erfahrung eines völlig femdbestimmten Lebens, können die Frauen oft nur eine sehr diffuse Vorstellung von einem eigenständigen und freien Leben entwickeln.

Deutschkurs im Bordell

„Sprache ist der Zugang zur Welt“! Viele Frauen, die in Deutschland ihren Lebensunterhalt mit ihrem Körper verdienen müssen, sprechen wenig deutsch. Somit sind sie kaum fähig zu kommunizieren, ihre Rechte einzufordern oder sich überhaupt verbal zu wehren, wenn z. B. vereinbarte Grenzen überschritten werden. Der Lebensmittelpunkt ist das Haus, in dem sie arbeiten oder die Straße, an der sie stehen.

Seit 2015 bieten wir in einem Bordell in Stuttgart einen Deutschkurs an. Es kommen zwischen 8 und 14 wunderbare Frauen, die während dieser Zeit an etwas anderes denken dürfen. Er ist für sie eine Auszeit.

Unser Deutschkurs geht eine Stunde.

  • Eine Stunde, um Hemmschwellen abzubauen, das Haus zu verlassen und vielleicht mal einen Kaffee bei einem Bäcker zu bestellen.
  • Eine Stunde, in der die Frauen lernen sich auszudrücken, um bei einem Arzt anzurufen und die körperlichen Beschwerden mitzuteilen, oder die Polizei zu kontaktieren, wenn sie Gewalt erfahren haben.
  • Eine Stunde, in der sie nicht auf einem Zimmer sitzend oder im Türrahmen ihres Zimmers stehend auf Freier warten müssen.
  • Eine Stunde, in der sie kein Produkt sind, das man kaufen kann.
  • Eine Stunde, in der ihnen Wertschätzung entgegengebracht wird.

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